Heute meine Rezension zu einem wahren Überraschungs-Buch aus dem Genre: Historischer Roman : „Der junge Overstolz“, Herbert Sinz
Wie ich zu diesem Buch kam: Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht mehr ;-). Es steht seit Jahren im Regal, ist nun auch ins neue Bücher-Lesezimmer umgezogen und hat mich in den letzten Tagen, als ich nach einem „Lesebuch“ suchte, angesprochen. So richtig große Hoffnungen hatte ich ja nicht, dass es wirklich gut, aber es hat mich vollkommen geflasht ! So sehr, dass ich den gestrigen Nachmittag anstatt im Garten im Lesezimmer verbracht habe, um zu lesen, zu lesen, bis ich auf der letzten Seite angekommen war. Ein tolles Buch ! Hier also nun meine Rezension:
Inhalt:
Köln im 13. Jahrhundert: Der kurfürstliche Erzbischof und die Patrizier der Stadt Köln werden sich einfach nicht einig: Seit Jahren gibt es Streit und immer wieder sogar blutigen Krieg um Recht und Freiheit. Mittendrin der Stadtvogt und erfolgreicher Kaufmann Overstolz, der zusammen mit Bürgermeister und Angehörigen der Zünfte für die Interessen der Bürger kämpft. Es ist nicht einfach, gegen die Macht und das Ansehen des Erzbischofs Widerstand zu leisten und sich durchzusetzen – der langjährige Streit sorgt innzwischen für Zwist auch unter den Kaufleuten, Zünften und Bürgern der Stadt.
Während das Oberhaupt der Kaufmannsfamilie Overstolz neben der erfolgreichen Geschäftsführung seine ganze Kraft dem Streit um Recht und Freiheit widmet, müssen auch seine Frau und Kinder Einsatz und Opfer bringen. Jeder bringt sich auf seine Weise ein und so behandelt dieses fundiert recherchierte Buch neben der Geschichte um Köln besonders die Geschicke und das Schicksal zweier Generationen der erfolgreichen Kaufmannsfamilie Overstolz, deren Haus in der Rheingasse übrigens bis heute erhalten ist …
Meine Meinung:
Ein tolles Buch ! Soviel vorab… Ein historischer Roman aus der Feder des Historikers Herbert Sinz, der sich sehr intensiv mit der Geschichte Kölns – und besonders des Handwerks- auseinandergesetzt hat. Diverse Publikationen des Autors zeugen davon…
Dieses Buch ist eine lebendige Erzählung rund um den Kampf zwischen Patriziern und dem Erzbischof um eine gerechte Verfassung für die Bürger und Kaufleute der Stadt Köln. Sie wollen Recht und Freiheit und sich nicht dem machtbesessenen Erzbischof beugen, dem es hauptsächlich um seine bzw. die Belange der Kirche geht und dem die Bürger zu gehorchen und zu zahlen haben.
Die reiche und angesehene Kaufmannsfamilie Overstolz spielt dabei eine entscheidende Rolle, immerhin ist Mathias Overstolz Stadtvoigt und er setzt sich mit größtem Eifer für die Gerechtigkeit ein. Man lernt ihn und seine Familie – Frau und Kinder kennen, ihre Charaktere werden sehr intensiv dargestellt, sodass man sich wirklich gut in sie hineinversetzen kann und interessiert die Geschicke, die Abenteuer und die Liebe der einzelnen Personen verfolgt.
Bereits nach wenigen Seiten hatte mich der Autor in den Bann des 13.Jahrhunderts gezogen, in der Religion, Kloster und Ehrfurcht vor der Obrigkeit ein hohes Gut waren. Herbert Sinz hat es durch seine angepasste Sprache und die anschaulichen Schilderungen glänzend verstanden, den Zeitgeist der damaligen Epoche widerzuspiegeln, ich kam mir teilweise vor in einem Film, der bildhaft vor mir ablief – so etwas geschieht nicht oft ;-). Eigentlich war mein Plan, täglich ein paar Kapitel zu lesen, aber am zweiten Nachmittag konnte ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen, so gefesselt war ich vom Kölner Geschehen, vom Kampf um Gerechtigkeit, aber auch von der Geschichte der Familie Overstolz, die der Autor wirklich lebendig hat werden lassen.
Meine Bewertung: 5 Buch-Bubis
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Meine Lieblingszitate:
„Gudruns Hand strich liebevoll über seinen schweißnassen Kopf. „Dem Himmel sei Dank! Er hat dich mir geschickt. Woher du kommst, wohin du gehst, ich will es jetzt nicht wissen. Ich bin glücklich, dass du da bist, Jörg.“ S. 29
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„Hier sei angemerkt, dass es Prediger in Köln gab, die von der Kanzel behaupteten, die Bauhandwerker seien vom „Saufteufel“ besessen. …. Auf dem Reichstag in Augsburg hatten sich die Kaufleute sagen lassen müssen, dass sie sich „mit Sauen säuisch gehalten “ hätten. Das empfanden die Kölner nicht als Tadel, eher als Tribut an ihr rheinisches Erbe. “ S. 113
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Fazit:
Was für ein lebendiger historischer Roman ! „Der junge Overstolz“ ist nicht nur ein Highlight für alle, die sich für die Geschichte der Stadt Köln interessieren, sondern auf jeden Fall auch für Liebhaber eines guten, fundierten und dabei unterhaltsamen historischen Romans !
Informationen zum Buch:
Titel: Der junge Overstolz, Autor: Herbert Sinz, Verlag: J.P. Bachem, Köln,Hardcover, 267 Seiten, ISBN: 376160905-1, Preis: ?, nur noch gebraucht erhältlich, Erstveröffentlichung: 1987