[Rezension] Paula McLain: „Lady Africa“ (Die Frau, die den Himmel bezwang)

Lady Africa – eine außergewöhnliche Frau, ein beeindruckender Roman !

"Lady Africa" - Paula McLain, (Bildquelle: Aufbau-Verlag.de)

„Lady Africa“ – Paula McLain, (Bildquelle: Aufbau-Verlag.de)

Inhalt: Anfang 20. Jahrhundert in Kenia: Beryl Markham wächst im afrikanischen Busch auf – ihre adelige Familie hat eine Farm im unberührten Buschland gekauft, doch ihre Mutter entflieht dem kargen und anstrengenden Leben nach kurzer Zeit, sodass Beryl und ihr Vater alleine zurückbleiben. Beryl’s Vater ist ein „Mann der Pferde“ und so wundert es kaum, dass auch Beryl ihr Herz für Pferde entdeckt. Ihr Vater, den der Aufbau der Farm voll in Anspruch nimmt, lässt ihr viele Freiheiten, sie wächst meist ungezwungen auf, entwickelt sich zu einer mutigen und unerschrockenen jungen Dame, deren beste Freunde ihre Pferde und die einheimischen Kipsigis sind. Als sie den für Damen ihrer Zeit unschicklichen Beruf einer Pferdetrainerin ergreift , begibt sie sich schließlich vollends in die Position einer Außenseiterin , die sie Zeit ihres Lebens nicht wirklich loswird. Zum Glück lernt sie Karen Blixen kennen, eine ebenfalls eigenwillige Persönlichkeit, mit der sie nicht nur ihre Sorgen und Nöte teilt, sondern auch die besondere Verbundenheit zum Abenteurer Denys Finch.

Meine Meinung:

Die Autorin Paula McLain erzählt in diesem biographischen Roman die Geschichte der jungen Beryl Markham, die als „Erste Frau, die den Atlantik überquerte“ weltberühmt wurde. Kein Wunder, immerhin setzte sie mit ihrer Tat ein weiteres Zeichen hinsichtlich des Frauenbildes in einer Epoche des Umbruches und des Umdenkens.
Mc Lain beginnt im Jahre 1904 mit den frühen Kindheitsjahren dieser außergewöhnlichen Frau , sodass der Leser Einblicke in die Familiengeschichte und Hintergründe erhält … und so erahnen kann, welche Ereignisse und Beryl’s Charakter geprägt haben.
Geschickt verknüpft die Autorin reale Figuren und Ereignisse mit fiktiven Geschehnissen zu einer unterhaltsamen und berührenden Geschichte.

Hat man „Lady Africa“ aufgrund des vielversprechenden Covertextes gekauft oder zu lesen begonnen, so merkt man bald: Genauso wie die Pferde eine äußerst wichtige Rolle in Beryls Leben spielten – immerhin trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und trainierte Rassepferde – so nimmt das Thema Pferde auch im Roman einen recht großen Raum ein. Meine Erwartungshaltung gegenüber dieser Biographie ging anhand des Covertextes, verstärkt durch den Prolog, eher in Richtung der Lebensjahre, in der Beryl Fluggeschichte schrieb: wie und wann entdeckte „Lady Africa“ ihre Flug-Leidenschaft, wie kam sie zur Herausforderung der Atlantiküberquerung? Wie entwickelte sich ihr Leben nach diesem Rekord weiter ? Meine diesbezüglichen Erwartungen wurden nicht erfüllt, denn der zeitliche Rahmen, mit dem sich diese Biographie vorwiegend befasst, liegt VOR der Atlantiküberquerung, als sich die hübsche junge Frau noch weniger für die Fliegerei, als vielmehr für Pferde und Männer interessierte. Im Anhang schließlich erhält man doch noch „schnell“ einige nähere Informationen darüber.

Dennoch kann und will ich nicht behaupten, dass ich enttäuscht bin, im Gegenteil –  ich fand es sehr interessant und informativ zu erfahren, wie diese „Frau, die den Himmel bezwang“ ihre Jugendjahre verbracht hat (bis ca. 30 Jahre) und letztendlich – wen auch eher „nebenbei“  zu lesen, wem sie letztendlich wohl ihre Flugleidenschaft zu verdanken hat .
Gleichzeitig habe ich die lebhaften und ebenfalls sehr authentischen Schilderungen über Afrika genossen – Mc Lain vermittelt dem Leser wirklich beeindrucke Einblicke in das Leben und die Hintergründe zur Zeit des Umbruches, der Kolonialisierung „Als Kenia noch nicht Kenia war“ und die Zeit kurz darauf.

Die Autorin hat mithilfe vieler authentischer Quellen, nicht zuletzt Beryl’s eigenem Werk „Westwärts mit der Nacht – mein Leben in Afrika“ einen unterhaltsamen Roman über eine beeindruckende Frau geschrieben, über Afrika/Kenia zur Zeit der Kolonialisierung, der Fiktion und Realität gekonnt miteinander verbindet. Indem sie in der „Ich-Form“ schreibt, erhält der Roman eine sehr authentische und biographische Note, sodass ich fast dazu neigte zu vergessen, dass ich hier einen doch fiktiven Roman in den Händen hielt. Sehr hilfreich und dankbar bin ich daher über den Absatz im Anhang „Wahrheitsgehalt der Figuren“ , in dem sich einige meiner Fragen aufgeklärt werden. Außerdem erhält man im Anhang einige Anmerkungen zu den einzelnen Quellen und Informatives zur Kolonialgeschichte Kenias .

Meine Bewertung: 4 Buch-Bubis

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Meine Lieblingsfigur:

„Lady Africa“, d.h. Beryl Markham, ist meine Lieblingsfigur, eine Frau, die mutig und unerschrocken ihren Weg durchs Leben sucht – und ihn auch geht – unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen. Respekt!

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Meine Lieblingszitate:

Eins stand fest: Ich gehörte auf die Farm und ins Buschland. Ich war Teil der Dornbäume und der hoch aufragenden Vegetation, der tiefen Täler dazwischen und der hohen getreideartigen Gräser. Hier war ich zum Leben erwacht, als wäre mir eine zweite Geburt geschenkt worden, eine wahrhaftigere. Dies war meine Heimat, und auch wenn mir eines Tages alles durch die Finger rinnen würde wie roter Staub, war es für die Dauer meiner Kindheit ein Himmel, der perfekt auf mich zugeschnitten war. Ein Ort, den ich in- und auswendig kannte. Der eine Platz auf der Welt, für den ich geschaffen war.“ S. 24

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„Mit Arbeit bestreitet man aber nicht nur seinen Lebensunterhalt. Sie gibt einem einen Grund, weiterzumachen.“ s. 283

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Als Kenia noch nicht Kenia war, warf ich den Speer und den Rungu-Knüppel. Ich liebte ein Pferd mit Flügeln. Ich fühlte mich niemals einsam oder klein. Ich war Lakwet.“ S. 289

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Fazit:

Ein beeindruckender, unterhaltsamer und berührender biographischer Roman über die Frau, die als erste den Atlantik überquerte . Mir hat dieser biographischer Roman über „Lady Africa“ sehr gut gefallen, auch wenn das Grundthema  anders als erwartet war.

Informationen zum Buch:

Titel: Lady Africa , Autorin: Paula McLain, Verlag: aufbau-Verlag.de, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 464 Seiten, ISBN: 978-3351036195, Preis: Euro 19,95 (D), Erstveröffentlichung: 21. August 2015

 

 

Über BirthesLesezeit

Leseratte "Ü50" . Ich lese so ziemlich alles, was Buchstaben hat, wobei das Genre nebensächlich ist, Hauptsache, Geschichte und Schreibstil sprechen mich an.
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